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"Geächtete. Sinti und Juden im Werk von Otto Pankok"

Sonderausstellung vom 14. Juni bis 4. Oktober 2015

Verfasst am 11. Juni 2015

GEÄCHTETE. Sinti und Juden im Werk von Otto Pankok

Das Jüdische  Museum Westfalen eröffnet am 14. Juni seine neue Wechselausstellung. Im Mittelpunkt der Betrachtung steht eine Minderheit, die unter den Nationalsozialisten einen Völkermord hatte erleiden müssen und auch heute noch von weiten Teilen der Bevölkerung mit vielen Vorurteilen gesehen wird: die Sinti und Roma. In den frühen 1930er Jahren hatte der Düsseldorfer Maler Otto Pankok einige Zeit mit „Zigeunern“, wie man sie damals noch nannte, zusammengelebt. Die Sinti wurden schnell zu seinen bevorzugten Modellen, er gewann ihr Vertrauen und wurde zu ihrem Molari, ihrem Maler.

In wenigen Wochen entstanden zahlreiche großformatige Kohlezeichnungen. Pankok rückte immer wieder die Menschen in den Mittelpunkt seiner Bilder. Die Porträts von Männer und Frauen, Jungen und Mädchen zeigen die Menschen voller Freude, aber auch in bedrückter, das harte alltägliche Leben spiegelnder Stimmung. Dabei hatte Otto Pankok auch seine Lieblinge. Einige seiner Freunde wie Gaisa und Ringela, die kleine Hoto, Ehra oder Raklo finden sich immer wieder.

Eine zweite Gruppe von Zeichnungen, die ab etwa 1937 entstanden, lassen sich unter der Bezeichnung „Jüdische Schicksale“ zusammenfassen. Vor allem im Laufe der Kriegsjahre rückte, als erste Nachrichten über Gräueltaten an den Juden heimlich von Mund zu Mund gingen, das Schicksal der Juden zunehmend in den Blick des Malers Pankok. Verlassen und mit angstvoller Resignation, das Unausweichliche erwartend, so treten die Personen in Pankoks Bildern dem Betrachter entgegen. Zerstörte Synagogen, wartende Männer im Ghetto, in seinen Kohlebildern spiegelt sich die Verlassenheit einer Minderheit.

Aber Otto Pankok zeichnete nicht nur, er half auch konkret. So wie er immer versucht hatte, seinen Sinti-Freunden zu helfen, so halfen er und seine Frau Hulda, eine jüdische Frau zu verstecken und zu retten. Es war die Ehefrau eines Malerkollegen, der ebenfalls bei ihnen untertauchen konnte. Für diese mutige Tat verlieh die israelische Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem dem Ehepaar Otto und Hulda Pankok am 15. Dezember 2014 posthum den Ehrentitel „Gerechte unter den Völkern“.

Diese Ehrung veranlasste das Jüdische Museum Westfalen, Otto Pankok und seine Frau Hulda mit zwei Ausstellungen in der St. Agatha-Kirche, im März, und im Jüdischen Museum Westfalen in Dorsten zu würdigen.

Die Ausstellung zeigt mit etwa 40 Arbeiten sowohl eine Auswahl seiner „Zigeunerbilder“ wie auch Arbeiten aus dem Zyklus „Jüdische Schicksale“.

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