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"Du nix Jude, du blond, du deutsch!"

Lebenserinnerungen von Johanna Eichmann erschienen

Verfasst am 04. März 2011

Die frühere Leiterin des Jüdischen Museums Westfalen und jetzige Ehrenvorsitzende seines Trägervereins, Johanna Eichmann, vollendete soeben ihr 85. Lebensjahr. Aus diesem Anlass und in dankbarer Anerkennung ihrer Verdienste um die Etablierung des Museums wurde vom Jüdischen Museum Westfalen in dieser Woche der erste Band ihrer Memoiren veröffentlicht.

Unter dem Titel "Du nix Jude, du blond, du deutsch!" berichtet Johanna (geb. Ruth) Eichmann über ihre Kindheit und Jugend in einer jüdischen Großfamilie in Recklinghausen und die erfahrenen Drangsalierungen in Schule und Freizeit während der Nazi-Zeit, über das Ausweichen in den Schonraum eines katholischen Internats und die Behinderung ihrer schulischen Laufbahn durch die Schulpolitik des NS-Regimes. Nach einer privaten Dolmetscher-Ausbildung in Essen geriet die junge Frau nach Berlin, arbeitete in einem französischen Kommissariat zur Betreuung der aus Frankreich verschleppten Zwangsarbeiter, bis sie in den letzten wirren Kriegsmonaten als ,Halbjüdin' im bereits umkämpften Berlin selber zur Zwangsarbeit herangezogen wurde. Ihre zunächst durch eine "Mischehe" geschützte Mutter überlebte Deportation und Zwangsarbeit.

Mit den ersten Schritten nach dem Krieg - Rückkehr ins Ruhrgebiet, Studium und Eintritt in den Ursulinenorden - endet der Band. Gerade in dieser Untypik dieses Berichts liegt seine Bedeutung: Er bringt nämlich eine oft übersehene, aber nicht unwichtige Zwischen-Perspektive derer zum Ausdruck, die weder von der deutschen Mehrheitsgesellschaft (und von der "Volksgemeinschaft" der NS-Periode) noch von der jüdischen Gemeinschaft als zugehörig angesehen wurden und werden.

Der Band "Du nix Jude, du blond, du deutsch". Erinnerungen 1926-1952 umfasst 128 Seiten, enthält viele Abbildungen und erschien im Essener Klartext-Verlag. Er kostet 14.95 EUR und ist ab sofort im Buchhandel sowie im Dorstener Museum erhältlich.

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