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Veranstaltungen zur Reichspogromnacht

Am 9. November 1938 brannten in vielen deutschen Städten Synagogen, wurden Geschäfte jüdischer Deutscher überfallen, Wohnungen geplündert. Frauen, Männer und Kinder wurden zum Teil in der Öffentlichkeit misshandelt und erniedrigt. Vielerorts kam es zu Morden und Verhaftungen unbescholtener Bürger.

80 Jahre später gedenken zahlreiche Städte in Nordrhein-Westfalen in Kooperation mit den örtlichen Gedenkstätten der Reichspogromnacht. Im folgenden Artikel haben wir Veranstaltungen zusammengestellt. Weitere aktuelle Informationen finden Sie auf den jeweiligen Seiten der Gedenkstätten und Erinnerungsorte auf unserer Website.

Verfasst am 29. Oktober 2018

Bonn

In Bonn finden am und um den Erinnerungstag diverse Veranstaltungen statt.

  • Am Donnerstag, den 8. November beginnt um 15 Uhr in der Oper (Am Boeselagerhof 1) ein Konzert als Auftakt der Veranstaltungen. Unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters wird die Sonate 27. April 1945 gespielt. Um 16 Uhr schließt sich am Synagogen-Mahnmal am Moses-Hess-Ufer eine Gedenkfeier mit Kaddish an.
  • Ebenfalls am 8. November um 16 Uhr können Interessierte an einem geführten Besuch auf dem Jüdischen Friedhof in Mehlem (Levyweg/Oberaustraße) teilnehmen. Um 17 Uhr schließt sich ein Gedenken an das Novemberprogrom an der Gedenktafel für die Synagoge an der Meckenheimer Straße an.
  • Am Freitag, dem 9. November veranstalten die evangelischen und katholischen Gemeinden ein ökumenisches Gedenken „Nie wieder“ am Gedenkstein und der Menora für die Poppelsdorfer Synagoge.
  • Auch am Samstag, dem 10. November, finden in Bonn Gedenkveranstaltungen statt. In Beuel beginnt um 17:30 Uhr auf dem Rathausplatz ein Schweigegang zum Synagogenplatz, wo gegen 18 Uhr eine Gedenkrede gehalten wird. Der Schweigegang geht anschließend weiter bis zum Jungen Theater Bonn in der Hermannstraße 50, wo Schülerinnen und Schüler der Integrierten Gesamtschule Bonn-Beuel des Novemberpogroms gedenken.
  • In Bad Godesberg findet an der Gedenktafel für die Synagoge (Oststraße 8) um 19 Uhr eine ökumenische Andacht statt.

Weitere Informationen finden sich auf der Seite der Gedenkstätte Bonn.

Dorsten

  • Am Freitag, 9. November, um 17:00 Uhr gedenken Dorstener Bürgerinnen und Bürger in einer kurzen Zeremonie der antijüdischen Gewalttaten im November 1938. Treffpunkt ist der Museumsgarten. Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Jüdischen Museums Westfalen und der Stadt Dorsten. 
  • Um 19:30 Uhr findet im jüdischen Museum ein Vortrag und Gespräch mit Walter Schiffer statt. Unter dem Titel „Was sie vorher schrieben - Beispiele aus der Bibliothek ermordeter Autoren“ wird Alexander Soscha Friedmans, 1897 in der Nähe Warschaus geboren gedacht. Er war Rabbiner und Journalist. Bevor er in Trawniki, einem Außenlager des KZ Majdanek, Zwangsarbeit leisten musste, lebte er im Warschauer Ghetto. Im November 1943 wurde Friedman ermordet. Er war Autor zahlreicher Artikel verschiedener hebräischer Zeitschriften und religiöser Bücher. Besonders beliebt waren seine Kommentare zu den wöchentlichen Leseabschnitten der Tora. Seine bis 1939 in jiddischer Sprache veröffentlichten Schriftdeutungen erscheinen noch heute in neuen Auflagen und werden studiert. Nach einer Biografieskizze werden Beispiele seiner Toraauslegungen vorgestellt.

Duisburg

In Duisburg wird die offizielle Gedenkfeier zur Pogromnacht 1938 auch in diesem Jahr in Kooperation mit dem Zentrum für Erinnerungskultur, Menschenrechte und Demokratie gestaltet. 

  • Am Donnerstag, dem 8. November 2018, um 18:00 Uhr lädt Oberbürgermeister Sören Link gemeinsam mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft in das Rathaus ein. Den Vortrag hält Herr Michael Rubinstein, der Geschäftsführer des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein, zum Thema "Ohne Mit und Aber. Jüdisch sein im heutigen Deutschland." 
  • Anschließend werden Schülerinnen und Schüler der Erich Kästner Gesamtschule anhand von Lebensberichten ehemaliger jüdischer Bürger und Bürgerinnen aus Duisburg „Jüdischen Emigranten eine Stimme geben“. 

Die Veranstaltung endet mit einem Schweigemarsch, der zum Holocaust-Mahnmal am Rabbiner-Neumark-Weg führt. 

  • Am 27. November 2018 eröffnet das Zentrum für Erinnerungskultur in Duisburg die Wanderausstellung „Deportiert ins Ghetto. Die Deportationen der Juden aus dem Rheinland im Herbst 1941 ins Ghetto Litzmannstadt (Lodž)“, die vom Arbeitskreis der Gedenkstätten und Erinnerungsorte in NRW e.V. übernommen werden konnte. 

Dazu wurde ein umfangreiches Begleitprogramm zusammengestellt: 

  • Sonntag,  9.12.2018, 12:00 Uhr

„Linie 41“ – Rückkehr eines Überlebenden ins heutige Lodž Dokumentarfilm von Tanja Cummings, Deutschland 2015, 100 min 

  • Sonntag, 13.01.2019, 12:00 Uhr 

"Mir lebn ejbig" – Gedenken mit Liedern und Texten  Konzert und Rezitation StattChor Duisburg 

  • Mittwoch, 16.01.2019, 18:00 Uhr

„Warum sind sie denn nicht geflohen?“ – Familie Katz kämpft ums Überleben  Vortrag von Dr. Bernd Schminnes, Xanten  DenkStätte, Karmelplatz 5 (Eingang Stadtarchiv) 

  • Sonntag, 27.01.2019, Matinée 12:00 Uhr 

Kammermusik verfolgter Komponisten. 

Werke von Leo Smit, Theo Smit Sibinga, Paul Ben-Haim u.a. 

Kammermusikensemble der Duisburger Philharmoniker 

  • Finissage: Sonntag, 10.02.2019, 12:00 Uhr 

 „Deportiert ins Ghetto“ 

Vortrag von Hildegard Jakobs, Kuratorin der Ausstellung und Stellvertretende Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf 

(Wenn nicht anders angegeben, finden die Veranstaltungen im Kultur- und Stadthistorischen Museum statt.) 

Düsseldorf

In diesem Jahr jährt sich der gewaltsame Übergriff auf die jüdische Bevölkerung Düsseldorfs am 9. und 10. November 1938 zum 80. Mal. Gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf, dem Landtag von Nordrhein-Westfalen, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Düsseldorf e. V. und den beiden Kirchen erinnert die Landeshauptstadt Düsseldorf an dieses einschneidende Ereignis, das 17 Düsseldorferinnen und Düsseldorfer das Leben kostete. Mehr als 70 Menschen wurden zudem teils schwer verletzt. Für das Gebiet der Stadt Düsseldorf lassen sich 460 Überfälle auf Wohnungen und Geschäfte nachweisen, fast Dreiviertel aller Wohnungen und Geschäfte, die von Juden bewohnt oder geführt wurden, wurden zerstört. 

Eigens zum diesjährigen Gedenken reist die Historikerin und Filmemacherin Jessica Jacoby aus Berlin an. Ihre Großeltern, Arthur und Ella Jacoby, ebenso wie ihre Tante Inge erlebten den Überfall in ihrer Wohnung in der Venloer Straße 11a. Ihr Vater, Klaus Jacoby, war wenige Wochen zuvor in die USA abgereist. Auch ihrer Tante Inge gelang die Ausreise nach Südafrika. Die intensiven Auswanderungsbemühungen von Arthur und Ella Jacoby, aus der Ferne verzweifelt unterstützt von ihrem Sohn Klaus, scheiterten hingegen. Am 10. November 1941 wurden sie nach Minsk in Weißrussland deportiert. Ella und Arthur Jacoby haben nicht überlebt. 

Jessica Jacoby hat in jahrelanger, akribischer Recherche die Geschichte ihrer Großeltern und ihres Vaters nachvollzogen. Aus dem intensiven Rechercheprozess ist ein bewegender Dokumentarfilm „ROADS“ entstanden, der besonders anhand der Briefe ihrer Großeltern und der Tagebuchaufzeichnungen ihres Vaters, aber auch durch Interviews mit überlebenden Familienangehörigen die Ereignisse und die Persönlichkeiten lebendig werden lässt. Der Film verdeutlicht, wie schwierig ein Neuanfang in der Emigration war, besonders dann, wenn man die geliebten Eltern in Gefahr zurücklassen musste. Er zeigt, was es bedeutete zurückzubleiben, den Kindern nur noch in Briefen zu begegnen und vor dem Hintergrund der sich verschärfenden Lebensbedingungen verzweifelt um Auswanderungspapiere zu kämpfen. 

Jessica Jacoby wird als Gast des Arbeitskreises der Kirchen, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit und der Mahn- und Gedenkstätte zu den Gedenkveranstaltungen in Düsseldorf anwesend sein. Sie wird mit Schülerinnen und Schülern über ihre Familienrecherche und die Arbeit an dem Film sprechen und am von Schülerinnen und Schülern erarbeiteten Gedenkgang auf den Spuren ihrer Familie durch die Stadt teilnehmen. 

  • 6. November 2018, 18 Uhr

ROADS

Gespräch und Filmpräsentation

Im Gespräch mit der Mahn- und Gedenkstätte berichtet Jessica Jacoby von ihren Motiven und ihrer Recherche zu ihrem Dokumentarfilm „ROADS“. Anschließend wird der rund 90-minütige Film präsentiert. 

Eine Kooperation der Mahn- und Gedenkstätte mit der Evangelischen und der Katholischen Kirche Düsseldorf sowie der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e. V. 

Mahn- und Gedenkstätte, Mühlenstr. 29, Eintritt frei

  • 8. November 2018, 18 Uhr

Rundgang und Gedenkgottesdienst auf den Spuren der Familie Jacoby 

Schülerinnen und Schüler des Humboldt-Gymnasiums erinnern an Orten in Düsseldorf, die mit dem Leben der Familie Jacoby verbunden sind, an die Ereignisse des Novemberpogroms und seiner Auswirkungen auf das Leben von Arthur, Ella, Inge und Klaus Jacoby. Im Anschluss an den Gedenkgang findet um 19 Uhr ein ökumenischer Gedenkgottesdienst in der Kirche Sankt Rochus, Bagelstraße/Ecke Prinz-Georg-Straße, statt. 

Der Startpunkt des Rundgangs wird kurzfristig auf separaten Programmkarten, in unserem Newsletter, auf gedenk-dus.de und auf Facebook bekanntgegeben. 

  • 9. November 2018, 11 Uhr

Kranzniederlegung und Gebet

Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf lädt ein zum stillen Gedenken und Gebet am Gedenkstein für die 1938 zerstörte Synagoge.

Aus Achtung vor der religiösen Tradition bitten wir die männlichen Teilnehmer der Veranstaltung, am Gedenkstein eine Kopfbedeckung zu tragen. 

Ort: Gedenkstein Kasernenstraße/Ecke Siegfried-Klein-Straße

Gelsenkirchen

  • 9.11.2018 Gedenkveranstaltung 

Demonstration und Kundgebung zum Gedenken an die Pogrome in der sogenannten Reichskristallnacht vom 9. zum 10. November 1938 vor 80 Jahren

  • Treffpunkt um 18:15 Uhr an der Neuen Synagoge, Georgstraße 2 in Gelsenkirchen - 
  • um 18:30 beginnt der Schweigezug zum „Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus“ in den Stadtgarten Gelsenkirchen. Beginn der Kundgebung ist um 19:00 Uhr, u.a. spricht der  Oberbürgermeister der Stadt Gelsenkirchen Frank Baranowski. 

Aufruf der Demokratischen Initiative Gelsenkirchen

Ablauf / Programm der Gedenkveranstaltung über www.institut-fuer-stadtgeschichte.de

  • 28.11.2018 – Vortrag 

Der Novemberpogrom 1938 („Reichskristallnacht“) und sein Platz in der Geschichte

Die „Reichskristallnacht“, so die zynisch-poetische Zuschreibung für den großangelegten, monströsen Pogrom vom 9./10. November 1938, markiert innerhalb der blutigen Dynamik der NS-Gewaltherrschaft so etwas wie einen Wendepunkt, in dem sich buchstäblich die Weichenstellung für die Vernichtung des europäischen Judentums anzeigte. Spätestens am Morgen des 10. November 1938 hatte das Deutsche Reich endgültig aufgehört, ein Rechtsstaat zu sein. Die polizeiliche Ordnung stand Kopf, als verbrecherischer Mob auf offener Straße ungehindert brandschatzte und mordete. Der Vortrag erinnert an den 80. Jahrestag des Pogroms.

Vortrag von Dr. habil. Ludger Heid, Duisburg 

Die Veranstaltung findet in Kooperation mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gelsenkirchen e. V. statt.

 Herford

Wir laden Sie und Ihre Freunde herzlich ein zur Gedenkveranstaltung an die Reichspogromnacht vom 9./10. Nov. 1938.

  • Freitag, 9.11.2018, Beginn 19 Uhr

Synagoge Herford, Komturstraße 21, 32052 Herford

Gedenkworte durch Bürgermeister Tim Kähler und Friedel Böhse (Vorsitzende des Kuratoriums)

Performance:

Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Friedenstal (LK Geschichte, Jahrgangsstufe 12)

Betreut von Renée Claudine Bredt (Kuratorium) und Markus Kucza (GEF)

Ein Projekt im Rahmen der Bildungspartnerschaft Gedenkstätte Zellentrakt und Gesamtschule Friedenstal Herford.

  • Sonntag, 11.11.2018, Beginn 12 Uhr

Neuer Markt Herford

Orte jüdischen Lebens in Herford. Ein Stadtrundgang mit Christoph Laue

Mit Synagoge und jüdischem Friedhof (männliche Teilnehmer bitten wir um eine Kopfbedeckung).

Kostenbeitrag (VHS): 5,00 €.

Köln

  • 6.11.2018, 12 Uhr

Matinee mit Führung

Vor 80 Jahren – Der Pogrom in Köln: Eine Gedenkinstallation

NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln

Gedenkinstallation 6.11.2018 bis 6.1.2019

Vor 80 Jahren brannten am 9. November 1938 auch in Köln die Synagogen, jüdische Wohnungen wurden ausgeraubt und Geschäfte zerstört. Zum Gedenken an die „Pogromnacht“ zeigt eine Gedenkinstallation die Entwicklung von der Ausgrenzung der Jüdinnen und Juden bis hin zum Holocaust. Mit der „Machtergreifung“ 1933 begann ihre Entrechtung. So wurden Freizeit, Arbeit und Alltag von Jahr zu Jahr stärker begrenzt. Der Pogrom war die Zuspitzung dieser Entwicklung. Es folgte die geplante Ermordung der Juden Europas.

NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln

Appellhofplatz 23-25

50667 Köln

  • 7.11.2018, 19 Uhr

Wolfgang Benz, Vortrag

Die „Reichskristallnacht“ im November 1938: Inszenierte Gewalt gegen Juden

NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln

Appellhofplatz 23-25

50667 Köln

Krefeld

Erinnerung an den Novemberpogrom 1938 in Krefeld, Programm der NS-Dokumentationsstelle in der Villa Merländer

  • Stolperstein-Rundgang durch Krefeld-Cracau zu mehreren Terminen

Treffpunkt: Villa Merländer, Friedrich-Ebert-Straße 42, 47799 KrefeldTermine: Dienstag, 6.11.2018 um 15 Uhr; Dienstag, 13.11. um 17 Uhr; Sonntag, 18.11. um 15 Uhr

  • Konzert der Klezmer Gruppe SCHERELE – Dienstag, 6.11.2018, 19:30 Uhr
  • Erinnerungsfeier an den Novemberpogrom im Jüdischen Gemeindezentrum Krefeld, eine Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde, der VHS Krefeld, dem Kommunalen Integrationszentrum und der Musikschule Krefeld – Donnerstag, 8.11.2018, 18:30 Uhr. Jüdisches Gemeindezentrum, Wiedstraße 17, 47799 Krefeld

Nähere Informationen zur Veranstaltung finden Sie in Kürze auf unserer Webseite und in der Presse. Veranstaltung kann nur nach Voranmeldung besucht werden, Plätze sind begrenzt.

  • Vortrag: Dr. Ludger Heid, „Der November-Pogrom und sein Platz in der Geschichte“ – Mittwoch, 14. 11.2018, 19:30 Uhr
  • „Der 9. November 1938 in Krefeld“ – Texte zum Novemberpogrom gelesen von der Schauspielerin Julia Dillmann und dem Schauspieler Alexander Steindorf (u.a. Junges Schauspielhaus Düsseldorf) – Donnerstag, 15.11. 2018, 19:30 Uhr
  • Fortbildung speziell für Lehrkräfte: „Antisemitismus, nein danke!“ Pädagogische Konzepte anhand eines Museumskoffers zur Antisemitismus-Prävention, durchgeführt von Astrid Wolters, Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf und Sandra Franz, Leiterin der NS-Dokumentationsstelle Krefeld – Donnerstag, 22.11.2018, 14:30 Uhr

Oberhausen

Donnerstag, 8.November – 18 Uhr

Antisemitische Hetze breitet sich aus, jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger sind gefährdet, wenn sie ihren Glauben öffentlich leben. Welche brutalen Auswirkungen dieses faschistische Reden und Handeln haben kann, zeigt die Erinnerung an die Reichspogromnacht, die sich in diesem Jahr zum 80. Mal jährt.

  • Gedenkfeier der Stadt Oberhausen zum Novemberpogrom 1938, Ehemalige Synagoge Friedenstr. 24.

Freitag, 9. November – 17.30 Uhr

  • Gottesdienst zu 80 Jahre Pogromnacht – Christuskirche unter Mitwirkung des Theater Oberhausen.

Lesung aus ,,Das Siebte Kreuz“, anschließend Schweigegang zum Theater, Aufführung ,,Das Siebte Kreuz“ von Anna Seghers. (Eintrittskarten im Theater Oberhausen im Vorverkauf erhältlich)

Siegen

Gedenkveranstaltung anlässlich des 80. Jahrestags der Zerstörung der Synagogen in Deutschland 1904–1938

Es laden ein: Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Siegerland und Aktives Museum Südwestfalen

  • Freitag, 9. November 2018, 16.00 Uhr;  Platz der Synagoge, Obergraben 10, Siegen

Ansprachen: Bürgermeister Steffen Mues und Yoni Scherzer (Emek Hefer, Israel)

Kaddisch: Alon Sander

Beteiligung israelischer SchülerInnen aus dem Kreis Emek Hefer

Anschließend 18.00 Uhr, Rathaus Siegen, Markt 2 Szenische Aufführung „Familie Frank aus Weidenau“

Wewelsburg

  • Fr., 07.09.2018 – So., 11.11.2018

Wewelsburg zwischen Gestern und Heute – gegen das Vergessen

Kunstausstellung der Paderborner Künstlergruppe „Artic“ im Sonderausstellungsraum der Wewelsburg

Mit ihren Kunstwerken, Holzschnitten, Skulpturen und Gemälden, wollen die Künstlerinnen und Künstler der kreativen Gruppe „Artic“ auf ihre politische Aufgabe hinweisen: Ein Künstler soll ein politisches Wesen sein, das ständig im Bewusstsein der brennenden oder beglückenden Weltereignisse lebt. Die Kunst soll Zerstörung und Zerrissenheit zeigen, die Leidensthematik der Zeit verdichten und die Ausweglosigkeit des Leidens portraitieren – sie soll gespenstisch und furchterregend das Böse in expressionistischer Weise zeigen.

„Artic“ ist eine kreative Gruppe aus Paderborn, die sich für eine kontinuierliche Zusammenarbeit gefunden hat. Durch gegenseitige Atelierbesuche begutachten, beurteilen und besprechen die Mitglieder ihre Ausstellungsthemen und Werke.

Die Ausstellung findet im Rahmen der Gedenkwoche „80 Jahre Reichspogromnacht“ statt.

Der Zugang erfolgt über die Erinnerungs- und Gedenkstätte.

Eintritt frei

  • Di., 06.11.2018 – Fr., 30.11.2018

Niedergebrannt, verhaftet, verschleppt – Die jüdische Gemeinde in Salzkotten

Lichtinstallation im Hexenkeller anlässlich der Gedenkwoche „80 Jahre Reichspogromnacht“

Während des Novemberpogroms 1938 wurden im Dritten Reich mehr als 1.000 Synagogen und Bethäuser zerstört. Auch die Synagoge in Salzkotten wurde niedergebrannt. Die jüdischen Bürger der Stadt wurden am 10. November von der Gestapo verhaftet und in das Verlies der Wewelsburg gebracht. Nach einer Nacht voller Angst, Schrecken und Demütigung wurden sie am nächsten Morgen über Bielefeld ins KZ  Buchenwald deportiert.

Zur Erinnerung an den 80. Jahrestag des Novemberpogroms zeigt das Kreismuseum eine von Schülerinnen und Schülern der Salzkottener Gesamtschule erarbeitete Ausstellung aus Lichtobjekten im Verlies der Wewelsburg.

Eintritt ins Historische Museum des Hochstifts Paderborn:

Erwachsene 3 € | ermäßigt 1,50 € | Familienkarte 6 € | kostenlos mit Jahreskarte

Windeck-Rosbach

  • Freitag, 9. November 2018, 16.00 Uhr

Veranstaltungsort: Gedenkstätte „Landjuden an der Sieg“, Bergstraße 9, 51570 Windeck-Rosbach

Eintritt frei

Gedenkstunde anlässlich des 80. Jahrestages der Novemberpogrome 1938

In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 wurden in ganz Deutschland – so auch im Gebiet des heutigen Rhein-Sieg-Kreises – Synagogen durch Angehörige von SS und SA zerstört und in Brand gesteckt, die Wohnungen und Geschäfte jüdischer Bürger mit öffentlicher Billigung geplündert und viele jüdische Bürger misshandelt oder willkürlich verhaftet. Die Bilanz des Pogroms war erschreckend: Über tausend Synagogen wurden durch Feuer und Vandalismus vernichtet, mindestens 8.000 jüdische Geschäfte zerstört sowie zahllose Wohnungen verwüstet. Ungefähr 100 jüdische Bürger waren erschlagen, niedergestochen oder zu Tode geprügelt worden. Diese Ausschreitungen gegen Juden waren bis dahin der Höhepunkt eines staatlichen, nicht nur tolerierten, sondern aktiv unterstützten Antisemitismus, der mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 seinen Anfang genommen hatte. Die Ereignisse bedeuteten eine Katastrophe für die bürgerliche Existenz und das Bewusstsein vieler jüdischer Bürger. Zur Erinnerung und Mahnung an diese Geschehnisse findet diese Gedenkstunde statt.

Dr. Alexander Friedman, Lehrbeauftragter an der Universität des Saarlandes und an der Sciences Po Paris in Nancy, wird mit seinem Vortrag „Die ‚Reichskristallnacht‘ (1938) und ihre Rezeption in der Sowjetunion“ den zentralen Beitrag der Gedenkstunde gestalten. Im November 1938 verfolgte die internationale Presse aufmerksam die antisemitischen Pogrome im „Dritten Reich“. Auch in der Sowjetunion wurde ausführlich über die antijüdischen Ausschreitungen berichtet, wobei die kommunistische Propaganda die Tragödie des deutschen Judentums aufgriff, um das Feindbild der verbrecherischen NS-Diktatur zu veranschaulichen. Wie stellte die sowjetische Presse die ‚Reichskristallnacht‘ dar? Wurde die Berichterstattung über den Antisemitismus in Deutschland in erster Linie durch die angespannte innenpolitische Lage in der Sowjetunion beeinflusst? Versuchte Moskau, europäische Juden für sich zu gewinnen? Diese und weitere Fragen werden im Vortrag beantwortet.

Den genauen Ablauf der Veranstaltung entnehmen Sie bitte der Presse. Mitglieder des Fördervereins Gedenkstätte Landjuden an der Sieg e. V. erhalten eine gesonderte Einladung.

  • Freitag, 9. November 2018, 18.00 Uhr

Veranstaltungsort: Evangelische Kirche Rosbach, Kirchplatz 6, 51570 Windeck

Eintritt frei, Spenden für den Förderverein Gedenkstätte Landjuden an der Sieg e.V. erwünscht

Konzert mit der Gruppe Saitensprung, Windeck/Waldbröl:

Klezmerkonzert zum 80. Jahrestag der Novemberpogrome 1938

Die Windeck-Waldbröler Formation Saitensprung hat vor etwa 20 Jahren ihre Leidenschaft für Klezmer und Gypsie-Musik entdeckt und diese konsequent gepflegt. Seitdem haben die nunmehr sieben Musikerinnen und Musiker etliche „Schätzchen“ vom Balkan und aus dem jiddischen Schtetl für sich arrangiert.

Mit ergreifend schwermütigen und durchaus auch lebenslustigen Liedern und Tanzweisen der Roma und der Ostjuden unternimmt Saitensprung eine musikalische Reise in andere Zeiten und Regionen Europas.

Besetzung: Ralf Merian (Gesang, Perkussion), Corinna Schenker (Klarinette), Jakobus und Andreas Bönisch (Geigen, Mandoline, Perkussion), Martin Schulte (Akkordeon, Tenorhorn, Perkussion), Niko Bönisch (Gitarre, Bouzouki, Perkussion) sowie Ute Krämer-Bönisch (Kontrabass).

Die Veranstaltung wird in Kooperation mit der evangelischen Kirche Rosbach durchgeführt.

Wuppertal

Zerbrochene Zukunft

Der Pogrom gegen die Juden in Wuppertal im November 1938

Eine Veranstaltungsreihe

Vor 80 Jahren brannten im damaligen Deutschen Reich über tausend Synagogen. Fanatische Nationalsozialisten brachen in Geschäfte jüdischer Inhaber ein und plünderten die Schaufenster. Jüdische Familien wurden in ihren Wohnungen überfallen, gedemütigt und misshandelt, Mobiliar demoliert und gestohlen. Die Polizei verhaftete jüdische Männer zu Tausenden und setzte sie fest, bevor man sie in Konzentrationslager verschleppte. Mit dieser als "Vergeltungsaktion" inszenierten Gewalt spitzte sich die Lage der Juden in Deutschland drastisch zu.

Die verhafteten Juden waren die Geiseln, mit denen man ihre Frauen zwang, die Ausreise so schnell wie möglich zu organisieren, die Wohnung zu kündigen und, wenn überhaupt noch vorhanden, das Geschäft aufzugeben. Erst wenn sie gültige Ausreisepapiere vorweisen konnten, kamen ihre Männer wieder frei. Den Kindern wurde eine Woche nach den Pogromen, am 15. November, der Besuch öffentlicher Schulen verboten. Die Eltern gerieten in Panik, weil offensichtlich wurde, dass es für ihre Kinder keine Zukunft in Deutschland geben würde. Die Ansage war eindeutig: Die Juden sollten Deutschland verlassen. Verschreckt und verzweifelt suchten die Menschen nach Möglichkeiten, in das rettende Ausland auszuwandern.

Auch in Wuppertal brannten in der Nacht zum 10. November 1938 die beiden großen Synagogen – an der Genügsamkeitstraße in Elberfeld und an der Scheurenstraße (heute: Zur Scheuren) in Barmen. Die kleinen Betsäle in der Luisenstraße wurden demoliert, die Friedhofskapellen angezündet und geplündert. Neunzig Männer verhaftete die Polizei und verschleppte sie in das Konzentrationslager Dachau – der jüngste war 16 Jahre alt.

Anlässlich des 80. Jahrestages der Pogrome gegen die Juden 1938 richtet die Begegnungsstätte eine mehrteile Veranstaltungsreihe aus, die mit der offiziellen Gedenkstunde der Stadt Wuppertal am Sonntag, den 11. November 2018, 17 Uhr, mit einem großen Konzert beschlossen wird (s.u.).

  • Sonntag, 28. Oktober 2018, 17 Uhr

Evangelische CityKirche Elberfeld, Kirchplatz

 „Zerbrochene Zukunft.“

Der Pogrom gegen die Juden in Wuppertal im November 1938

Buchvorstellung mit Dr. Ulrike Schrader und Christine Hartung,

Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Es liest: Julia Wolff, Musik: Michael Gehlmann, Viola

Was von der Synagoge in Wuppertal-Elberfeld nach dem Pogrom übrigblieb, ist heute die Ruine im Garten der Begegnungsstätte Alte Synagoge. Sie ist das Herzstück der Gedenkstätte und damit eigentliche Auftraggeberin: Zu erzählen, was im November 1938 an dieser Stelle und an den anderen „jüdischen Orten“ in Wuppertal geschehen ist. Das geschieht seit nun bald 25 Jahren. Jetzt erscheint auch ein Buch über dieses Verbrechen, in dem fanatischer Judenhass, „Radau-Antisemitismus“ und krasse Gewalt mit Weltanschauung und organisierter Judenpolitik zusammentrafen. Unter den in Wuppertal verbliebenden jüdischen Familien brach Panik aus: Die verhafteten Männer kamen erst wieder aus dem Konzentrationslager Dachau frei, wenn die Ehefrauen beweisen konnten, dass die Ausreise organisiert war. Vor allem die Kinder mussten schnell ins sichere Ausland gebracht werden. 1939 wohnten nur noch rund 1000 Juden und Jüdinnen in Wuppertal (1925 waren es noch 3000). Ab mehr als 700 gelang die Flucht nicht mehr. Sie wurden in den Jahren 1941 und 1943 mit vier großen Transporten in Ghettos und später in Vernichtungslager deportiert.

Eine Veranstaltung mit Unterstützung der Landeszentrale für Politische Bildung NRW und der Evangelischen Kirchenkreises Wuppertal

  • Sonntag, 4. November 2018, 15 Uhr

Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

 „Das Gerücht über die Juden.“

Ein neues Ausstellungsmodul in der Begegnungsstätte Alte Synagoge

Führung mit Dr. Ulrike Schrader, Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Neuerdings, so geht aus den Zeitungsmeldungen hervor, ist es ziemlich gefährlich geworden, mit einer Kippa durch die Stadt zu spazieren. Dass Juden auf offener Straße beschimpft und beleidigt werden, dass selbst die Polizei Täter von Opfer nicht unterscheiden kann – das sind erschreckende Taten und Beispiele einer Judenfeindschaft, die nicht hinnehmbar ist. Juden nehmen die reale Gefahr schon seit Langem wahr. Noch nie konnte die Synagoge in Barmen ohne Bewachung und Schutz bestehen.

Mit dem neuen Element in ihrer Dauerausstellung nimmt die Begegnungsstätte Alte Synagoge die Herausforderung an, auch das Thema „Antisemitismus“ zu behandeln – obwohl das nicht „jüdische“, sondern „antijüdische Geschichte“ ist. Aber über Antisemitismus muss man reden, über Vorurteile sprechen, Gerüchte überprüfen und Verschwörungsfantasien entlarven. Dazu soll die neue Installation anregen, die mit Mitteln des Bürgerbudgets Wuppertal realisiert werden konnte.

  • Sonntag, 4. November 2018, 17 Uhr

Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Der Reisende. Ein Roman von Ulrich Alexander Boschwitz aus dem Jahr 1939

Lesung mit dem Schauspieler Eugen Verenin und Gespräch mit dem Herausgeber Peter Graf, beide Berlin

Unmittelbar nach den Novemberpogromen schrieb der 23jährige Ulrich Alexander Boschwitz seinen Roman „Der Reisende“, der in englischer Sprache 1939 erschien. Der wohlhabende jüdische Kaufmann Otto Silbermann, der alles verloren hat, was ihm vormals Sicherheit und Reputation garantierte, irrt ziellos mit dem Zug durch Deutschland, versucht ins Ausland zu fliehen und scheitert. 

Ulrich Alexander Boschwitz wurde kurz nach Kriegsausbruch als „enemy alien“ in England interniert und wurde nach Australien verbracht, wo er bis 1942 in einem Camp lebte. Auf der Rückreise nach Europa wurde sein Schiff von einem deutschen U-Boot torpediert und sank. Der Schriftsteller starb mit erst 27 Jahren. 

„Der Reisende“ gilt als die literarische Neuentdeckung des Frühjahrs 2018. Das Originaltyposkript ruhte seit den 1960er Jahren im Exilarchiv in Frankfurt am Main, bis der Verleger und Lektor Peter Graf es nach fast 80 Jahren überarbeitete und sorgsam edierte, so dass der Roman erstmals in deutscher Sprache erscheinen konnte. 

Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Katholischen Bildungswerk Wuppertal/ Solingen/ Remscheid und der Buchhandlung von Mackensen

Eintritt: 3 €

  • Montag, 5. November 2018, 15–18 Uhr

Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Antisemitismus. Juden als Fremd- und Feindbilder

Leitung: Manfred Levy, Jüdisches Museum Frankfurt am Main

Umfragen zeigen, dass antisemitische Haltungen in der deutschen Bevölkerung nach wie vor vorhanden sind. Antijüdische Ressentiments haben sich im öffentlichen Raum etabliert. „Du Jude“ oder „Judenaktion“ gehören zu den alltäglichen Schimpfwörtern auf deutschen Schulhöfen. 

Alltagsantisemitismus ist keineswegs nur auf rechte Randgruppen oder gewalttätige Extremisten beschränkt. Als Einstellung und als Vorbehalt ist er in der Mitte der Gesellschaft verbreitet. Auch der „sekundäre Antisemitismus“, der sich unter anderem in antizionistischer Israelkritik auch von links zeigen kann, und die muslimisch motivierter Judenfeindschaft sind problematisch und gefährlich.

Die Fortbildung beschreibt die Erscheinungsformen des aktuellen Antisemitismus, fragt nach den Motiven und schlägt Möglichkeiten der Prävention und des Umgangs mit rassistischen Ressentiments vor, die vor allem im schulischen Kontext genutzt werden können. Basis für die pädagogische Intervention gegen Antisemitismus ist die Reflexion der eigenen Haltung.

Manfred Levy studierte Anglistik und Politik in Mainz. Von 1985 bis 2000 war er Lehrer und Schulleiter im Rahmen der erweiterten Schulleitung der Lichtigfeld-Schule (staatlich anerkannte Privatschule der Jüdischen Gemeinde Frankfurt). Von 2000 bis 2010 war er Rektor an der Carlo-Mierendorff-Schule (IGS). Seit 2010 ist Levy Mitarbeiter am Pädagogischen Zentrum des Fritz Bauer Instituts und des Jüdischen Museums Frankfurt.

  • Dienstag, 6. November 2018, 19.30 Uhr

Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Antisemitismus als Weltbild. Hintergründe und Aktualität im Kontext der deutschen Migrationsgesellschaft

Vortrag von Prof. Dr. Astrid Messerschmidt, Bergische Universität Wuppertal

Antisemitismus stellt kein schlichtes Vorurteil dar, sondern ein kognitiv und emotional zusammengesetztes Weltbild, das in vielen Fällen nur begrenzt revidierbar ist. Der Vortrag geht auf die ideologische Struktur des Antisemitismus ein und fragt nach der Attraktivität antisemitischer Vorstellungen in der Gegenwart. Dabei geht es um Mechanismen der Täter-Opfer-Umkehr, der moralischen Selbstentlastung in Form der Abwehr von Erinnerung und der israelfeindlichen Projektion einer Verursacher-Figur für komplexe Weltprobleme.

Im Zusammenhang einer verspäteten Anerkennung der deutschen Gesellschaft als Migrationsgesellschaft wird das Verhältnis von Rassismus und Antisemitismus skizziert. Die Geschichte des Rassismus sensibilisiert für Anzeichen gruppenmarkierender Entwertung bis hin zur Entmenschlichung. Die Geschichte des Antisemitismus sensibilisiert für die Wirkung vereinfachender Weltbilder, die auf eindeutige und übermächtige Feinde angewiesen sind und in denen die Idee der Vernichtung angelegt worden ist.

Ansätze antisemitismuskritischer Bildungsarbeit in der gegenwärtigen Migrationsgesellschaft werden vorgestellt.

Astrid Messerschmidt (*1965), Dr. phil. habil., Erziehungswissenschaftlerin und Erwachsenenbildnerin; Studium der Pädagogik, Politikwissenschaft, Germanistik und Religionspädagogik. Seit Sommersemester 2016 Professur für Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Geschlecht und Diversität an der Bergischen Universität Wuppertal; 2014-2016 Gastprofessorin für Gender and Diversity an der Technischen Universität Darmstadt; 2009-2014 Professur für Interkulturelle Pädagogik/Lebenslange Bildung an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe;2008-2009 Vertretungsprofessur für Erwachsenenbildung und Allgemeine Pädagogik an der Universität Flensburg; 2007 Gastprofessur für Allgemeine Pädagogik an der Universität Wien. Lehraufträge: Université de Fribourg/CH; Universität Innsbruck, Hochschule Mannheim, Universität Bielefeld. Gutachter- und Beiratstätigkeiten u.a. für die Bundeszentrale für Politische Bildung; Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft EVZ; Fritz Bauer Institut. Arbeits- und Forschungsschwerpunkte: Migrationsgesellschaftliche Bildung, Diversität und Diskriminierung, Geschlechtertheorien und geschlechterreflektierende Bildung; Antisemitismus und Rassismus in den Nachwirkungen des Nationalsozialismus. 

Eintritt: 3 €

  • Mittwoch, 7. November 2018, 19.30 Uhr

Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

 „Keiner will sie haben.“

Die Konferenz von Évian im Juli 1938

Szenische Lesung mit Studierenden der Bergischen Universität Wuppertal,

Historisches Seminar

Im Sommersemester befassten sich Studierende des historischen Seminars mit der Flüchtlingskonferenz von Évian vom Juli 1938. Im Sommer 1938 hatten die Regierungen in nahezu allen Ländern der Welt die sich zuspitzende Bedrohung der Juden im Deutschen Reich durchaus wahrgenommen. Durch die rapide steigenden Flüchtlingszahlen sahen sich manche Staaten vor die moralische Herausforderung gestellt, eine humane Lösung für die bedrängten Juden zu finden. Auf einer internationalen Konferenz vom 6. bis 15. Juli in Évian-les-Bains am Genfer See wurde mit Vertretern von 32 Staaten darüber diskutiert – mit allerdings größtenteils niederschmetternden Ergebnissen und mörderischen Folgen.

Das Thema ist aktuell: Auch heute ist die Frage, wie Flüchtlingen zu helfen ist, eine der größten, wenn nicht die größte politische und moralische Herausforderung. Gleichwohl sind vereinfachende Vergleiche wenig hilfreich, wenn nicht auch die erheblichen Unterschiede erkannt werden. Damit haben sich Studierende der Bergischen Universität in Lektüre und Diskussionen auseinandergesetzt und eine szenische Lesung entwickelt, die sie selbst zu Gehör bringen.

Ausführende: Jule Brückelmann, Melinda Kanacevic, Labinot Tahiri, Lea Wackermann, Gabriele Vögeler

Anschließend: Der Parlamentarische Staatssekretär Klaus Kaiser im Ministerium für Kultur und Wissenschaft und Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen im Gespräch mit Antonia Dicken-Begrich, Vorsitzende des Trägervereins Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

  • Donnerstag, 8. November 2018, 15.00 Uhr

Velbert-Langenberg, Nathan-Platz

Jüdische Alltagsgeschichte in Velbert

Erstpräsentation von neuen Informationstafeln im öffentlichen Raum

In dem kleinen Stadtteil Langenberg (Stadt Velbert) mit seinem attraktiven historischen Ortskern lässt sich in idealer Weise exemplarisch die jüdische Alltagsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts veranschaulichen. Im Schutz der Unterherrschaft Hardenberg ließen sich hier schon gegen Ende des 18. Jahrhunderts jüdische Viehhändler und Metzger mit ihren Familien nieder und gründeten im Jahr 1803 an der Kuhstraße die erste Synagoge im Bergischen Land überhaupt. Im Stadtteil Neviges wurde 1791 „im Kuhlendahl“ der erste jüdische Friedhof in dieser Region angelegt.

Diese Besonderheit in Velbert ist der Ausgangspunkt für die Idee, das erinnerungskulturelle Konzept um einen wichtigen Aspekt fortzuschreiben, nämlich an ausgewählten Stellen der drei Velberter Ortskerne die Alltagsgeschichte der Juden zu beschreiben, jüdische Persönlichkeiten als Bürger und emanzipierte Mitglieder der Stadtgesellschaft zu präsentieren.

Das Projekt ist eine Zusammenarbeit zwischen der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal und dem Gymnasium Langenberg, initiiert und realisiert von dem evangelischen Schulpfarrer des Gymnasiums Langenberg i.R., Herrn Frank Overhoff. Frank Overhoff ist der örtliche fachliche Experte für die Stadtgeschichte in Velbert, insbesondere der jüdischen Geschichte, und auf seinen Recherchen basieren Publikationen, Stadtführungen, Schülerprojekte und vieles andere. 

Der Rat der Stadt Velbert unterstützt das Projekt, u.a. durch die Montage und Installation der Informationselemente.

Eine Veranstaltung der Stadt Velbert mit Unterstützung der Landeszentrale für Politische Bildung des Landes NRW

  • Donnerstag, 8. November 2018, 19.00 Uhr

Jugendzentrum Villa Berninghaus, Höfer Straße 37, 42549 Velbert

Wie weiter mit der Erinnerung an den Nationalsozialismus? 

Erinnerungskultur zwischen Generationenwechsel, Rechtspopulismus und neuem Antisemitismus

Vortrag von Dr. Ulrike Schrader, Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

„Erinnern für die Zukunft“, „Aus der Geschichte lernen“, „Wer die Vergangenheit nicht kennt, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen“, „Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung“, „Die Forderung, dass Auschwitz nicht noch einmal sei, ist die allererste an Erziehung“ – solche und weitere Sätze und Zitate sind hinlänglich bekannt, u.a. aus den Reden von PolitikerInnen, die sich zu einem Thema äußern müssen, das sich offensichtlich nicht von selbst versteht. Aber muss eigens gerechtfertigt werden, warum man sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus befassen muss und sich darin auch – wenigstens ein bisschen – auskennen sollte? Der Vortrag versucht, abseits von moralisierender Begründung, Schuldkomplex und Erlösungssehnsucht Möglichkeiten und Sinn historischen Lernens und Verstehens im Rahmen einer Menschen(rechts)bildung zu beschreiben. 

Ulrike Schrader (*1960), Dr. phil., Ausbildung zur Buchhändlerin, Studium der Literaturwissenschaft und evangelischen Theologie, leitet seit 1994 die Begegnungsstätte Alte Synagoge in Wuppertal, Autorin zahlreicher Publikationen zur Wuppertaler jüdischen Geschichte und zur Museums- und Gedenkstättenarbeit.

Eine Veranstaltung der Stadt Velbert

  • Freitag, 9. November 2018, 11.00 Uhr

Jüdischer Friedhof Weinberg, Wuppertal-Elberfeld

Gedenkstunde 

Die Jüdische Kultusgemeinde Wuppertal lädt auf ihren Friedhof ein

Seit 1955 gibt es auf dem Jüdischen Friedhof eine kleine Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus – die erste überhaupt, die in Wuppertal (aber auf einem privaten Gelände) an den Holocaust erinnert. „Dem Gedenken der Opfer des Hasses, der Nachwelt zur Mahnung“, steht dort geschrieben, und in hebräischer Sprache sinngemäß: „Möge sich Gott der Seelen der Geheiligten erinnern, die in der Shoa ums Leben kamen. Gott schweige nicht zu meinem Blut!“

  • Freitag, 9. November 2018, 12.30 Uhr

ASTA-Ebene der Bergischen Universität Wuppertal, Gaußstraße

Die „Stolpersteine“ oder: Von der Leichtigkeit des Gedenkens

Einige kritische Anmerkungen

Vortrag von Dr. Ulrike Schrader, Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Nachdem sich das „Stolperstein-Projekt“ des Kölner Künstlers Gunter Demnig in den 1990er Jahren gegen erhebliche Widerstände durchgesetzt hat, die sich vor allem gegen die Allgegenwart des Erinnerns richteten – vor allem dann, wenn sie vor der eigenen Haustür sichtbar wurde, hat es sich zu einem Selbstläufer verselbständigt. Kritische Stimmen verstummten unter dem Druck der Popularität und des Erfolgs. Es muss aber erlaubt sein und ist in einer Demokratie erforderlich, dass auch über gut gemeinte Initiativen des Gedenkens diskutiert und gestritten wird.

  • Freitag, 9. November 2018, 15.00 Uhr

Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Einführung in den Freitag-Abend-Gottesdienst in der Wuppertaler Synagoge

Das für fromme Juden so wichtige Freitag-Abend-Gebet in der Synagoge ist fast ausschließlich in hebräischer Sprache. Deshalb bietet die Begegnungsstätte am Nachmittag zur Vorbereitung auf den Besuch eine kurze Einführung in die Liturgie und ihre Bedeutung an. Psalmen, Dichtung und der Tora-Abschnitt spielen dabei eine herausragende Rolle. Die „Parascha“ für die Woche nach dem 9. November 2018 ist „Toldot“, d.h. das 1. Buch Mose, Kap. 25,18 bis 28,9 und schildert das Verhältnis zwischen den Brüdern Esau und Jakob.

Für die Teilnahme am abendlichen Gottesdienst in der Synagoge ist eine verbindliche Anmeldung bis zum 31. Oktober unbedingt erforderlich, entweder per Tel. 0202-563.2843 oder per E-Mail info@alte-synagoge-wuppertal.de.

  • Freitag, 9. November 2018, 18.00 Uhr

Synagoge Wuppertal Barmen, Gemarker Straße 15, 42275 Wuppertal

Kabbalat Schabbat 

Gottesdienst in der Wuppertaler Synagoge

Leitung: Rabbiner Dr. David Vinitz

Der Schabbat ist der höchste Feiertag im Judentum. Er erinnert an das Schöpfungswerk Gottes und garantiert die Ruhe und Erholung, die sich die Menschen nach den sechs Tagen der Arbeit gönnen sollen. Schon am Vorabend wird dieser heilige Tag begrüßt, und in diesem Jahr lädt die Jüdische Kultusgemeinde Wuppertal ausdrücklich auch nicht-jüdische Bürgerinnen und Bürger dazu ein. So haben alle Interessierten die Möglichkeit, ein jüdisches Abendgebet zu erleben und zugleich ihre Solidarität mit der jüdischen Gemeinde zum Ausdruck zu bringen.

Aus Sicherheitsgründen ist es für eine Teilnahme unbedingt erforderlich, sich rechtzeitig bis zum 31. Oktober anzumelden, entweder per Tel. 0202-563.2843 oder per E-Mail info@alte-synagoge-wuppertal.de. Ihre Daten werden von der Polizei überprüft. Bringen Sie Ihren Personalausweis mit und verzichten Sie möglichst auf die Mitnahme von Taschen, die von der Security ausnahmslos kontrolliert werden müssen.

  • Samstag, 10. November 2018, 11.00 Uhr

Bahnhof Wuppertal-Steinbeck

Abschiede für immer

Die Namen der Menschen, die vor 77 Jahren nach Minsk deportiert wurden

Lesung mit dem Team der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal

Im November 1988, fast genau 50 Jahre nach den Pogromen, enthüllten der damalige Präsident der Bundesbahndirektion, Dr. Hanns Beck, und die Oberbürgermeisterin der Stadt Wuppertal, Ursula Kraus, gemeinsam mit dem Landesrabbiner Abraham Hochwald einen Obelisken auf dem Bahnhof Wuppertal-Steinbeck. Er erinnert mit seinen Inschriften an die Sammeltransporte jüdischer Bürgerinnen und Bürger aus Wuppertal und den Nachbarstädten, die in den Jahren 1941 und 1942 in die Ghettos von Łódź (Litzmannstadt), Minsk, Izbica und Theresienstadt führten. (Einen Transport nach Riga, wie auf einer der Texttafeln steht, hat es nicht gegeben.) Von den rund 800 deportierten Menschen haben acht überlebt.

Am 10. November 2018 jährt sich die Deportation der Jüdinnen und Juden von Wuppertal nach Minsk im Jahr 1941. Die Stadt Wuppertal hat das Mahnmal renovieren lassen und lädt zu einer Gedenkzeremonie für die 266 Opfer ein, deren Namen gelesen werden.

  • Sonntag, 11. November 2018, 17.00 Uhr

Friedhofskirche, Hochstraße 14, 42105 Wuppertal

Sachor! Erinnere dich

Offizielle Gedenkveranstaltung der Stadt Wuppertal

Konzert mit synagogaler Musik und Lesungen

Zur Erinnerung an die so genannte "Reichskristallnacht" und ihrer Opfer lädt die Stadt Wuppertal zu einem ungewöhnlichen Konzert mit Kompositionen synagogaler Musik des Elberfelder Oberkantors Hermann Zivi (1867-1943), von Louis Lewandowski, Salomon Sulzer und Max Bruch sowie mit Lesungen von Texten.

Musikalisch orientieren sich diese Werke am Geschmack ihrer Zeit. Sie sind geprägt von den Einflüssen evangelischer Kirchenmusik vor allem Mendelssohns, Ausdruck und Aufführung von den Vorlieben eines bürgerlichen Publikums: Die Musik und ihre Darbietung hatten prächtig und großartig zu sein, wohlklingend und selbstbewusst. 

Dazu gehörten auch eine nahezu grenzenlose Vaterlandsliebe und tiefe Dankbarkeit gegenüber Deutschland und seinen Herrschern. Den Weltkrieg begrüßten die deutschen Juden als Chance, ihre Gleichberechtigung auch als Soldaten zu beweisen. Vor diesem Hintergrund ist nachzuvollziehen, dass Hermann Zivi es als Ehre empfinden musste, mit der Komposition der „Fest-Hymne“ zum Jubiläum der Stadt Elberfeld beauftragt zu werden. Vor dem Hintergrund der Katastrophe wenige Jahrzehnte später ist es das Dokument eines tragischen Irrtums, der unendlich traurig machen muss.

Die Ausführenden sind:

Konzertchor der Volksbühne | Andreas Elias Post, Bariton | Jakob Schatz, Violine | Stefan Starnberger, Orgel-Begleitung | Thorsten A. Pech, Leitung u. Orgel | Philipp Schepmann, Lesungen

Das Konzert ist eine Veranstaltung der Stadt Wuppertal in Kooperation mit der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal, dem Konzertchor der Volksbühne Wuppertal und der evangelischen Kirchengemeinde Elberfeld – Nord, Bezirk Friedhofskirche

Eintritt: frei

Veranstaltergemeinschaft und Förderer:

  • Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal
  • Stadt Wuppertal
  • Katholisches Bildungswerk Wuppertal/Solingen/Remscheid
  • Evangelische Citykirche Elberfeld
  • Friedhofskirche Wuppertal
  • Landeszentrale für Politische Bildung NRW
  • Konzertchor der Volksbühne Wuppertal
  • Dr. Werner Jackstädt-Stiftung
  • Johannes-Rau-Stiftung, Logo
  • Evangelischer Kirchenkreis Wuppertal
  • Katholisches Bildungswerk Wuppertal/ Solingen/ Remscheid
  • Buchhandlung von Mackensen
  • Bürgerbudget der Stadt Wuppertal
  • Förderverein Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal e.V., Schriftzug
  • Freundeskreis Neue Synagoge Wuppertal e.V., Schriftzug

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