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Digitale Spuren jüdischen Lebens in NRW

Wer sich heute digital über jüdisches Leben in Nordrhein-Westfalen informieren möchte, dem steht eine große Zahl an Online-Portalen und Apps zur Auswahl. Wir stellen heute die App „Orte jüdischer Geschichte“ und die digitale Datensammlung „KuLaDig“ vor.

Verfasst am 23. August 2017

Sowohl „KuLaDig“ als auch die App „Orte jüdischer Geschichte“ ermöglichen es, einen größeren geografischen Bereich ins Auge zu nehmen und sich über Einrichtungen des Erinnerns, Denkmäler oder Orte gegenwärtiger gelebter jüdischer Kultur zu informieren. Die Apps helfen damit nicht nur dabei, auf geschichtliche Ort aufmerksam zu werden und Wissen zu vermitteln. Durch die Einbettung von Online-Kartendiensten, die die genaue Position des gewählten Themas anzeigen, erleichtern es die Anwendungen zudem, Gedenkorte selbst aufzusuchen und zu begehen.

Mit der App „Orte jüdischer Geschichte“ können sich Interessierte auf dem Laptop oder Smartphone Orte in Nordrhein-Westfalen, aber auch in anderen mitteleuropäischen Ländern anzeigen lassen. Hinter dem Projekt steht das Salomon-Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte, Mitarbeiter Harald Lordick hat die Anwendung im Jahr 2014 ins Leben gerufen. Die App bietet drei verschiedene Optionen an, um die Recherche zu starten: Mit Hilfe der Eingabe von Längen- und Breitenangaben und des Geoservice DARIAH-DE lässt sich eine spezifische geografische Position, beispielsweise der eigene Wohnort, als Ausgangspunkt für die Suche nach Erinnerungsorten in der Umgebung setzen. Es gibt aber auch die Möglichkeit, den Namen einer Stadt einzugeben. Wie man auch vorgeht, sobald der Ausgangspunkt gesetzt ist, zeigt die App auf einer Karte benachbarte Orte jüdischen Lebens an, auf die man klicken kann, um näheres zu erfahren. Gibt man beispielsweise „Essen“ als Position an, erhält man gleich mehrere Hinweise auf Orte jüdischer Geschichte im Umkreis. Neben der Markierung von Standpunkten verschiedener kleinerer Konzentrationslager, die an das Leiden der inhaftierten und zur Arbeit gezwungenen Menschen erinnern, ist beispielsweise die Alte Synagoge Essen oder die Lichtburg Essen vertreten. Das Kino, dessen jüdischer Betreiber in den 1930er Jahren von den Nazis enteignet und zur Geschäftsaufgabe gezwungen wurde, liegt zentral in der Essener Fußgängerzone.

Die Informationen zu den einzelnen Orten in der App „Orte jüdischer Geschichte“ sind sehr unterschiedlich geartet: Teilweise gibt es Fotos und kurze Beschreibungen. Zu weiteren Datenquellen wird beispielsweise auf die Wikipedia-Seite verlinkt. Es gibt aber auch Weiterleitungen zu Forschungsergebnissen des Steinheim-Instituts, das sich schwerpunktmäßig mit der Erforschung jüdischer Geschichte und Kultur von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart beschäftigt und mit der Universität Duisburg-Essen sowie auch der Universität Düsseldorf kooperiert: Zum jüdischen Friedhof in Mühlheim lassen sich beispielsweise auf der verlinkten Website des Steinheim-Instituts sowohl Fotos als auch Dokumentation der Grabinschriften (auf Deutsch und Hebräisch) und weitere Informationen zur Familiengeschichte und zum Grab finden. Die App „Orte jüdischer Geschichte“ stellt natürlich keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie wird aber laufend erweitert und ergänzt. Die Suchfunktion mittels Geodaten macht es leicht möglich, auf Spuren jüdischen Lebens sowie Orte der Verfolgung auch in der unmittelbaren eigenen Nachbarschaft zu stoßen.

Ein thematisch weitgefassteres Suchportal ist KuLaDig, kurz für „Kultur.Landschaft.Digital“. Die Website, die sich nach eigener Beschreibung als Informationssystem versteht, das über die „historische Kulturlandschaft und das landschaftliche kulturelle Erbe“ der Region berichten will, ist vom Landschaftsverband Rheinland und des Landesamts für Denkmalpflege in Hessen im Jahr 2010 geschaffen worden. Es bietet ebenso einen digitalen Kartendienst und die Möglichkeit, nach Ortsnamen oder bestimmten Einrichtungen zu suchen. Die Datensammlung enthält neben jüdischen Erinnerungsorten eine weite Spanne verschiedener kultur- und industriehistorischer Orte des Ruhrgebiets und des Niederrheins. Die Fachdatenbank wird laufend erweitert. Auch mit KuLaDig lassen sich unbekannte Spuren jüdischen Lebens und Erinnerns entdecken. Zwar gibt es keine thematische Auflistung aller Orte, die mit dem Thema jüdischer Geschichte verwandt sind und trotz der Schlagwörterfunktion erstellt das Programm keine Übersicht zu gewählten Themen. Jedoch wird unter jeden Eintrag zu einem Ort, beispielsweise dem Alten Jüdischen Friedhof in Essen-Steele, eine umfangreiche bebilderte Liste mit „verwandten Orten“ angezeigt, die man für seine weitere Erkundung nutzen kann.

Links: 

app-juedische-orte.de.dariah.eu

<link http: www.kuladig.de>

www.kuladig.de

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